Obwohl Angehörige der Wicca-Bewegung als Hexen bezeichnet werden, ist nicht jede Hexe zugleich ein Wicca. Es gibt verschiedene Teilrichtungen, in die bestimmte Glaubens- und Lebensvorstellungen nur teilweise eingebracht werden. Im Europäischen Raum arbeiten viele Hexen allein und sehen sich nicht als Wicca, sondern fühlen sich einer anderen Religion (z.B. Christentum) zugehörig.

Die Wicca-Religion wurde begründet durch Gerald Brousseau Gardner[6] (1884–1964), der 1954 (allerdings in der Schreibweise wica) den Begriff Wicca einführte. Er gab an, er sei in einen bestehenden Hexencoven, den New Forest Coven, initiiert worden.[1] In späteren Jahren war neben Gardner Vivianne Crowley und Doreen Valiente weitere führende Personen die zur Entwicklung dieser Glaubensrichtung beitrugen. Valiente verfasste sehr viele der heute als „traditionell“ bekannten Texte (z.B. "The Charge of the Goddess" und "The Wiccan Creed"), ebenso überarbeitete sie verschiedene Passagen des Buches der Schatten, welche von Gerald Gardner aus den Werken von Aleister Crowley übernommen wurden. Gardner und Valiente trennten sich wegen Unstimmigkeiten und Patricia Crowther trat ihre Nachfolge an.

Die Alexandrische Linie wurde von Alex Sanders gegründet, wobei nicht zweifelsfrei geklärt ist, von wem Sanders initiiert wurde. Die Gründung der Alexandrischen Linie galt zunächst als Schisma, gehört aber mittlerweile zum Wicca im engeren Sinne.

Nach Amerika wurde Wicca durch Raymond und Rosemary Buckland - Initianten der Gardnerischen Linie - gebracht, wo Buckland in späteren Jahren auch eine eigene Linie, das Seax Wica gründete. In Amerika wurde Wicca unter anderem durch Zsuzsanna Budapest und Miriam Simos (besser bekannt als Starhawk) mit Elementen feministischer Göttinnen-Spiritualität angereichert (Dianic Wicca, Reclaiming-Tradition), während durch Selena Fox schamanistische Einflüsse ihren Einzug fanden, so z.B. afrikanische und indianische Traditionen wie Trommeln, ekstatische Tänze und Visionsarbeit.

Janet und Stewart Farrar veröffentlichten in den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche bis dahin nicht allgemein bekannte Rituale in ihren Büchern, insbesondere die meisten der heutigen acht Sabbat-Rituale. Der Vorwurf sie hätten mit dieser Bekanntmachung geheimer Rituale gegen das Schweigegebot der Wicca-Coven verstoßen, entgegnete Janet Farrar[7], dass diese Rituale entweder schon zuvor durch Gerald Gardner selbst oder durch Doreen Valiente öffentlich gemacht worden waren, oder sie erst durch die Farrars auf der Grundlage älterer Quellen neu geschaffen worden waren.

Sowohl Raymond Buckland als auch Janet Farrar und ihr neuer Partner Gavin Bone lehnen die Ausschließlichkeit der Initiation innerhalb der bestehenden Traditionslinien als Dogmatismus ab[7] und befürworten eine Selbstinitiation, die eigentlich eine Initiation durch Göttin und Gott sei, wie schon Doreen Valiente in ihrem Buch 1978 hervorgehoben wurde. Auch Vivianne Crowley lehnte Selbstinitiation nicht grundsätzlich ab, hielt sie aber nur für eine Notlösung.[8] Das moderne eklektische Neowicca der sogenannten "freifliegenden" Hexen, die selbstinitiiert und nicht in Coven organisiert sind, führte u.a. durch die Bestseller von Scott Cunningham und Silver RavenWolf zu einer enormen Steigerung der Verbreitung von Wicca seit dem Ende der 1980er Jahre, aber auch zu gegenläufigen Bestrebungen, die gardnerianischen und alexandrischen Traditionen zu bewahren.

Glaubensinhalte

Wicca glauben daran, dass alles in Wahrheit eine Einheit ist und miteinander verbunden ist (Holismus). Sie verehren die Natur als heilig, da sie eins ist mit dem göttlichen Urgrund und dem Menschen in körperlicher und geistiger Hinsicht Kraft spendet.[2] Wicca ist also keine dualistische Religion, die Gott und Schöpfung als voneinander getrennt betrachtet. Wicca ist somit eher panentheistisch statt theistisch zu verstehen.[2] Die beiden polaren Mächte, die im Mittelpunkt stehen, werden als dreifache Mond-Göttin (Jungfrau, Mutter, Weise)[2] oder auch Erdmutter (Gaia) sowie als dualer „Gehörnter Gott“ (Fruchtbarkeitsgott und Todesgott; häufig assoziierte Aspekte: geopferter Jahresgott, Grüner Mann, Himmelsvater, Sonnengott[2]) personifiziert. Basierend auf der Psychologie von Carl Gustav Jung werden diese Gottheiten jedoch von vielen Wicca nur als Archetypen des kollektiven Unbewussten angesehen, oder Göttin und Gott werden als Symbole für Anima und Animus im individuellen Unterbewusstsein angesehen. Oftmals werden die Göttin und der Gott auch als polare Aspekte eines allumfassenden, ungeschlechtlichen und monistischen Eins gesehen, das von Patricia Crowther als Dryghten (ein altgermanisches Wort unbekannten Ursprungs, welches sich als Dryghtyn als Bezeichnung für Gott in manchen alten englischen Bibeln findet) bezeichnet wurde und in etwa dem hinduistischen Konzept des Brahman oder dem buddhistischen Shunyata sowie dem taoistischen Tao entspricht. Da Wicca, wie viele anderen Formen des Neuheidentums auch, im Sinne eines philosophischen Panpsychismus daran glaubt, dass alles in der Welt lebendig und beseelt ist, gibt es auch deutliche Parallelen zum Animismus ursprünglicher Naturreligionen[11].

Wicca „arbeiten“ in ihren Ritualen häufig mit verschiedenen Gottheiten. Im Gegensatz zu echten Polytheisten sehen Wicca diese Gottheiten aber nur als verschiedene Erscheinungsformen oder Facetten ihrer zwei großen Hauptgottheiten, der Göttin und dem Gott. Es gilt der Grundsatz „Alle Göttinnen sind eine Göttin und alle Götter sind ein Gott“ (erstmals zu finden in Dion Fortunes Roman Die Seepriesterin 1938, aber in sehr ähnlicher Form auch schon bei Apuleius in der Antike). Typischerweise steht die Göttin für das passive und lunare weibliche Prinzip (Yin) und der Gehörnte Gott für das aktive und solare männliche Prinzip (Yang), wobei das Horn Zeugungskraft, Macht und Stärke symbolisiert. Diese beiden Prinzipien sind gleichberechtigt und beide notwendig, denn das allganze Göttliche wird als non-duale Vereinigung dieser Polaritäten verstanden. Wicca ist somit nur vordergründig duo-theistisch, da es eindeutig monotheistische bzw. non-duale Aspekte aufweist. Individuen wählen als Identifikationspunkt ihre persönliche Gottheit aus diversen Gottheiten verschiedener Pantheone, deren Geschichte sie als besonders inspirierend erachten und auf die sie sich zur persönlichen Verehrung am meisten beziehen wollen. Ähnlich werden Coven einige Gottheiten als Gruppenfokus wählen. Manchmal werden diese spezifischen Gottheiten auch geheim gehalten. Wicca legen Wert auf Freiheit und sehen sich als gleichberechtigte Partner der Gottheiten an, die Demutsgesten nicht als angemessenes Mittel der Verehrung betrachten.

Häufig verehrte Gottheiten sind:

Weniger gebräuchlich ist die Verehrung von:

 
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